Familienmediation


gehören zu unserem alltäglichen Leben. Manchmal nehmen Konflikte jedoch einen unheilvollen Verlauf: Das gegenseitige Misstrauen steigt, und man fügt sich gegenseitig immer mehr Verletzungen zu. Irgendwann entwickelt der Konflikt ein Eigenleben, es »geht nichts mehr«. Dann reichen ein falsches Wort oder ein Blick, und das, was eben noch ein »normales« Gespräch war, eskaliert zu einem handfesten Streit.

Wenn die Menge der gegenseitigen Verletzungen zu groß geworden ist (etwa bei Streitigkeiten im Verlauf einer Trennung), scheint es den Konflikt-Partnern manchmal unerträglich, mit dem anderen in demselben Raum zu sein. Die »Sache«, um die es zu Beginn des Streits einmal ging, ist längst aus dem Blickfeld geraten.


bietet einen Rahmen, in dem Mediatorinnen und Mediatoren dabei helfen, den Blick für die »Sache« wieder frei zu bekommen – und darüber zu verhandeln, was jeder der Beteiligten wirklich braucht, welche Bedürfnisse im Konflikt verborgen sind.

Immer, wenn Konflikte weder allein gelöst noch durch eine außenstehende Person geregelt werden sollen, kann Mediation ein hilfreicher Weg sein. Die am Konflikt Beteiligten finden in der Mediation mit Unterstützung von neutralen Mediatoren eigenverantwortlich eine Regelung für ihren Konflikt. Die Mediatorinnen und Mediatoren treffen dabei weder Entscheidungen noch bewerten sie die Meinungen und Ansichten der Beteiligten; sie sind dafür zuständig, den Prozess der Verhandlungen und Konfliktlösung in Gang zu bekommen.

Das Wort »Mediation« – wörtlich übersetzt »Vermittlung« – wurde aus dem englischen Sprachgebrauch übernommen; diese Bezeichnung ist international gebräuchlich. Neben dem Familien-Bereich wird Mediation auch bei Konflikten in der Wirtschaft, bei Erbstreitigkeiten, in der Schule, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz und in der Politik sowie bei Umweltfragen eingesetzt.

 


Viele Menschen möchten familiäre Konflikte möglichst nicht vor Gericht bringen. Ein Gerichtsverfahren macht den anderen zum »Gegner«, und es gibt Gewinner und Verlierer. Häufig steht am Ende sogar die ganze Familie als Verlierer da: Die aufgebauten Fronten sind unüberwindbar, es wurde sehr viel Porzellan zerschlagen.

Familien-Mediation ermöglicht, dass sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen, wieder miteinander sprechen und gemeinsam Lösungen entwickeln. Die getroffenen und erprobten Vereinbarungen gewährleisten, dass Trennung dort vollzogen wird, wo sie notwendig ist. Gleichzeitig bleiben Bindungen erhalten und werden dort gestärkt, wo es die Familienmitglieder wünschen. Die neutrale Haltung des Mediators gegenüber den Konflikten und Lösungsideen gibt den Familienmitgliedern Raum, ihre eigenen Sichtweisen und Bedürfnisse darzustellen, Ideen zu entwickeln und miteinander zu verhandeln. Der Mediator achtet auf die Balance und hält auch die Zügel in der Hand, wenn es einmal hoch hergehen sollte.

Familien-Mediation geht von einem erweiterten Familienbegriff aus. Sie eignet sich für jedes Paar, ob verheiratet oder nicht, ob mit Kindern oder kinderlos, ebenso wie für gleichgeschlechtliche Paare. Es gibt Mediation zwischen den Generationen und zwischen verschiedenen Familienzweigen und -gruppierungen und auch bei neu zusammengesetzten Familien (Patch-work).

Mediation ist auch hilfreich bei Familien-Konflikten ohne Trennungsabsicht, z. B. als Ehe-Mediation. Verlässliche Absprachen über Finanzen, Schulden oder Vermögen helfen, eine solide Basis für die Beziehung zu schaffen.

Wenn Konflikte zwischen Eltern und ihren jugendlichen Kindern entstehen, z. B. über Taschengeld oder Ausgehzeiten, bietet Mediation eine effektive und sofortige Hilfe.

Für viele Konflikte gibt es keine oder nur unzureichende rechtliche Regelungen, z. B. für nicht miteinander verheiratete Paare, Partner verschiedener Nationalität, Religion oder Konfession. In diesen Konstellationen sind die Beteiligten darauf angewiesen, immer wieder nach eigenen Lösungen zu suchen.

Pflege-, Adoptiv- und Stieffamilien sind oft überfordert, wenn es um die Gestaltung und Aufrechterhaltung des Kontakts zu den leiblichen Eltern oder einem leiblichen Elternteil geht. Diese fühlen sich oft ausgeschlossen oder befürchten, den Kontakt zu ihren Kindern zu verlieren. In der Mediation erhalten alle Beteiligten Unterstützung darin, Lösungen zu finden, die ihren Anliegen gerecht werden.

Patchwork-Familien haben einen starken Regelungsbedarf, da die Anliegen verschiedener Personen und Personengruppen in Einklang gebracht werden müssen.

Zur Familien-Mediation gehört auch die Mediation von Erbangelegenheiten. Wenn das Erbe so geordnet werden soll, dass es hinterher keinen Streit gibt, können sich im Rahmen der Mediation alle Beteiligten versammeln und eine entsprechende testamentarische Regelung erarbeiten. Die Mediatorinnen und Mediatoren achten darauf, dass auch rechtliche und steuerliche Aspekte beachtet und eine formgültige Regelung getroffen wird. Nach dem Erbfall können sich Geschwister und andere Erben, z. B. der neue Ehepartner, zusammensetzen und eine vernünftige, faire Regelung erarbeiten.

Da die Trennungs- und Scheidungsmediation die verbreiteteste Form der Mediation ist, wird im weiteren Verlauf der Broschüre hauptsächlich dieses Verfahren vorgestellt. Das Gesagte gilt jedoch für alle anderen Mediationsgebiete entsprechend.


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